Schulhund

UNESCO Projekt Schule

Zum Einsatz eines Schulhundes

Durch die großen gesellschaftlichen Veränderungen in den letzten Jahren, dem zunehmenden Wandel in familiären Strukturen und die wachsende Medienvielfalt werden unsere Schulkindern stark beeinflusst und die Schule wird zunehmend zum Sozialisierungsort für die Kinder. Die Erziehungsaufgaben der Schule haben sich in den letzten Jahren erhöht, so dass die Schule nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung ist, sondern einen immer größeren Beitrag zur Entwicklung sozialer Kompetenzen leistet. Schule musste und muss sich verändern, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Ein Schulhund als pädagogischer Helfer kann ein Beitrag sein, Schülerinnen und Schüler zu unterstützen.
Der kurzzeitige und auch langfristige Einsatz eines Schulhundes nach dem Konzept der „Hundgestützten Pädagogik“ wurde in den vergangenen Jahren von Erziehungswissenschaftlern und Biologen untersucht und praktisch erprobt.

Bisherige Forschungen zeigen, dass bereits die Anwesenheit eines Hundes die Lernatmosphäre im Klassenzimmer positiv verändern kann. Durch den Einsatz eines Schulhundes kann die Entwicklung von überfachlichen Kompetenzen und der Lernprozess der Kinder als auch gesundheitliche Faktoren (z.B. Blutdruck, Stresshormone) unterstützt werden.

Unter einem Schulhund versteht man nach Heyer/Kloke einen „speziell ausgebildeten Hund, der zur Unterstützung pädagogischer Prozesse aktiv und regelmäßig von Pädagogen in den Unterricht integriert wird.“ Hundgestützte Pädagogik ist nach ihrer Definition der „systematische Einsatz (…) in der Schule zur Verbesserung der Lernatmosphäre und individueller Leistungsfähigkeit sowie des Sozialverhaltens der Schülerinnen und Schüler. Als Co-Pädagoge unterstützt der Hund dabei die Lehrkraft bei dessen Erziehungs- und Bildungsauftrag. Der Umfang und die Inhalte des hundgestützten Unterrichts variieren dabei von der reinen Anwesenheit des Hundes in der Schule bis hin zur aktiven Teilnahme des Vierbeiners als Vorbild und Lernkamerad im Unterricht, bei Lernschwächen und in der Inklusion.


Unser Schulhund

Seit Mitte Dezember 2016 lebt ‚Käthe‘ (geb. am 26.09.2016) mit meinen Kindern in unserem Haushalt. Sie gehört zur Hybrid-Rasse der Wäller (Ausgangsrassen: Australian Shepherd & Briard). Diese Rasse wird seit 1996 gezüchtet. Bekannt ist sie für ihr fröhliches, offenes und lernbegieriges Wesen.

Käthe haart extrem wenig und ist somit bedingt Allergiker geeignet.

Ab der (14. Woche) besuchten Käthe und ich die Welpenschule in Groß Grönau, danach trainierten wir 1-2 mal die Woche Gehorsam und Unterordnung im Mensch-Hund-Team im Polizeihundeverein in Israelsdorf und absolvieren ab Januar 2018 den Hundeführerschein bei der Hundetrainerin Julia Osol. Als Grundsatz gilt stets: Hund und Halterin sind ein Team. Der Hund ist kein Unterrichtsmaterial, sondern ein Lebewesen.

Käthe wird von mir in den Unterricht begleitet. Wenn sie in der Schule ist, befindet sie sich im Lehrerzimmer oder bei mir. Der Kontakt mit dem Hund erfolgt nur mit meiner Erlaubnis und dann unter Berücksichtigung bekannter Regeln. Ich bin anwesend, wenn sich Kinder mit dem Hund befassen.

Die Schülerinnen und Schüler werden nicht mit dem Hund allein gelassen und gehen auch nicht mit ihr allein spazieren. Sie läuft auch nicht unbeobachtet im Schulgebäude herum und verbringt die Schulhofpause bei mir.


Warum kann ein Schulhundeinsatz von Vorteil sein?

Abbau/Verringerung von:

  • Lautstärke innerhalb des Klassenzimmers
  • Aggressivität gegenüber Lehrerinnen und Lehrern und Mitschülerinnen und Mitschülern (Ausschüttung von Oxytocin: Bindungshormon)
  • Ängsten/Stress (Ausschüttung von Kortisol, Abbau von Stresshormonen: Reduktion von Blutdruck und Herzfrequenz)
  • Frustration durch vorurteilslose Akzeptanz durch den Hund
  • Unausgeglichenheit
  • Einsamkeit
  • Sprachstörungen (didaktisiert)
  • ADS/ ADHS (didaktisiert)

Förderung von:

  • Sozialverhalten
    • durch Übernahme von Verantwortung
    • Einhaltung von Regeln
    • durch Schaffung einer hundgerechten Klassensituation
  • Motivation
    • der Konzentrationsfähigkeit, Kreativität und Fantasie (Gee, 2010)
    • Lernfreude, Einstellung der Schule gegenüber (Studie: Beetz, 2013a)
    • Ausdauer
    • Sprach- und Lesekompetenz

Weitere positive Effekte:

  • Wahrnehmungs- und Kommunikationsfähigkeit (didaktisiert)
  • Grob- und Feinmotorik (Gee, 2009) (didaktisiert)
  • Erfüllung von Bedürfnis nach Nähe
  • Wohlbefinden, Stimmung und Selbstvertrauen
  • Muskelentspannung
  • Effekte auf Hormone
  • positive Gesundheitseffekte

(Quelle: Wissenschaftliche Studien 2002, Universität Österreich; Beetz 2013, Hunde im Schulalltag)


Rechtliche und hygienische Voraussetzungen

Bevor der Schulhund überhaupt eingesetzt werden darf, erfolgt:

1.) Einverständnis der Schulleitung

2.) Grundlegende Information aller in Schule befindlicher Personen

3.) Einverständnis aller Eltern der entsprechenden Klasse

4.) Versicherung des Schulhundes

5.) Tierärztliche Untersuchung des Hundes


Hygieneregeln (wurden dem Material von Heyer und Kloke (2012) entnommen):

  • Einhaltung der Tierschutzbestimmungen bezüglich artgerechter Haltung
  • Beachtung des Hygieneplanes der Schule (Waschbecken, Desinfektionsmittel, Putzzeug, Hundetüten in Klassenräumen)
  • Nachweis des vollständigen Impfschutzes beim Hund (s. Ordner)
  • regelmäßige Entwurmung des Tieres (s. Ordner)
  • Vermeiden von „Küssen des Hundes“
  • regelmäßiges Händewaschen
  • der Hund hat keinen Zugang zu Lebensmitteln (Mensa) und Waschräumen, Ranzen.
  • Kinder mit bekannten Allergien werden besonders beobachtet und unter Umständen vom Hund ferngehalten. „Erfahrungswerte aus den Schulen mit langjähriger Praxis mit Schulhunden ergaben, dass es bisher in keinem Fall zu nennenswerten allergischen Reaktionen kam und sich im Gegenteil erwies, dass selbst dort, wo eine bekannte Tierhaarallergie vorlag, bei der Einhaltung der Regeln (Hände waschen/ evtl. kein direkter Kontakt), keine allergischen Reaktionen festgestellt werden konnten.“


Vorbereitungen in der Klasse

Bevor die Schülerinnen und Schüler ersten Kontakt mit dem Hund bekommen, müssen sie mit den Umgangsregeln vertraut gemacht werden, damit keine Missverständnisse in der Kommunikation entstehen.

Dazu werden gemeinsam Regeln bearbeitet und ausgehängt. An diesen Tagen wird der Hund noch nicht anwesend sein. Schülerinnen und Schüler mit Angst vor Hunden werden berücksichtigt. Jeder darf selbst entscheiden, ob er überhaupt und in welcher Entfernung er sich vom Hund während des Unterrichtes befindet.

Folgende Regeln müssen besprochen und eingehalten werden (nach Heyer /Kloke):

  • Nicht von oben streicheln und sich nicht über den Hund beugen.
  • Nicht festhalten.
  • Nicht hinterherlaufen oder im Klassenzimmer rennen.
  • Dem Hund nichts wegnehmen oder sie anstarren.
  • Warten, bis der Hund entscheidet, zu dir zu kommen.
  • Nicht schlagen, treten, ärgern.
  • Nur ein Kind darf streicheln.
  • Leckerchen dürfen nur mit Erlaubnis gegeben werden, anderes Essen ist für den Hund tabu. (Schokolade ist für Hunde z.B. giftig!)
  • Den Hund nicht hochheben.
  • Leise oder normal sprechen und nicht schreien.
  • Der Hund darf in seiner Ruhezone (Decke) nicht gestört und gestreichelt werden.
  • Niemand muss Kontakt zum Hund haben, wenn er das nicht möchte.
  • Hände waschen nach dem Streicheln.
  • Vor dem Kontakt feststellen, ob der Hund mich wahrgenommen hat.
  • Sich nicht von dem Hund ablenken lassen.


Einsatzmöglichkeiten des Hundes

Der Einsatz von Käthe wird an unterschiedlich vielen Tagen und Projekten bzw. Klasseneinsätzen organisiert. Dies hängt jedoch maßgeblich vom Stundenplan ab und wie der Hund von den Besuchen angestrengt ist:

Für die „Hundetage bzw. -stunden“ gibt es einen freiwilligen wöchentlich rotierenden „Hundedienst“ (bestehend aus jeweils zwei Kindern der Klasse), der besondere Aufgaben und somit auch besondere Verantwortung in Bezug auf den Hund übernimmt (z.B. Kontrolle, dass kein Essen herumliegt, alle Schultaschen geschlossen sind, im Napf frisches Wasser vorhanden ist, ihre Decke bereit liegt).

Käthe könnte „ihre“ Klasse auch auf geeigneten Wandertagen (Natur) begleiten.

Folgende Ziele und pädagogische Schwerpunkte stehen im Vordergrund:

  • Das Lernklima und die Motivation in der Klasse soll verbessert werden.
  • Eine ruhigere Lernatmosphäre soll geschaffen werden.
  • Konzentration und Aufmerksamkeit der Kinder sollen geschult werden.
  • Das soziale Miteinander soll gefördert werden.
  • Das Regelverständnis der Kinder soll geschult werden.
  • Stärkung des Selbstwertgefühls und -bewusstseins.
  • Die Kinder sollen den natürlichen Umgang mit dem Hund erleben und sich in der Gruppe über den Hund austauschen.
  • Vorhandene Ängste in Bezug auf Hunde sollen abgebaut werden.

Mir macht das Arbeiten mit Käthe bisher sehr viel Spaß und Käthe freut sich jeden Morgen, in die Schule zu kommen.

Kristin Prieß